November 1989. Die Journalisten in der Lokalredaktion der Sangerhäuser „Freiheit“ schreiben sich zunehmend frei von den alten Zwängen.
Über die Dienstags-Veranstaltungen des Neuen Forums wird inzwischen ganz selbstverständlich berichtet. Am 7. November schließt sich dem Gespräch in der Jacobikirche die erste große Demo in Sangerhausen an.
„Über 15.000 demonstrierten gewaltfrei in Sangerhausen“, steht über dem Bericht, der die Anliegen der Demonstranten wiedergibt: Freie Wahlen. Meinungsfreiheit. Reisefreiheit. Schluss mit dem Führungsanspruch der SED.
SED gibt Erklärung ab
Dennoch bleibt die „Freiheit“ vorerst auch das Organ der Partei, der sie damals noch gehört. Am 10. November ist der Aufmacher auf der Lokalseite einer Erklärung des Sekretariats der SED-Kreisleitung „an alle Kommunisten“ gewidmet.
Unter der Überschrift „Parteiarbeit dem Volk zugewandt“ richtet sich das Gremium an die Öffentlichkeit. Die „vielfältig geäußerten kritischen Hinweise und Vorschläge“ habe man in der der Vergangenheit „ungenügend in der politisch-ideologischen Arbeit berücksichtigt“, heißt es dort im hölzernen Partei-Sprech.
Nun stelle man sich der „vom Volk eingeleiteten unumkehrbaren Wende“ und wolle „mit Hilfe aller Kommunisten die entsprechenden Schlußfolgerungen für eine Erneuerung unserer Partei ziehen“.
Tausende Visa erteilt
Tags darauf ruft die Arbeitsgruppe Neues Forum Sangerhausen in einer Meldung auf: Bleibt im Land! Denn die Grenze zum Westen ist seit dem 9. November offen. An der Paß- und Meldestelle Sangerhausen sei es zu großem Andrang gekommen, obwohl anstelle der zwei Schalter für BRD-Reisen acht die Arbeit aufgenommen hätten, informiert eine Meldung.
Die Meldestellen in Sangerhausen, Stolberg, Allstedt, Roßla und Kelbra seien auch am 11. und 12. November außerplanmäßig geöffnet.
Bis zum 17. November wurden im Kreis Sangerhausen mehr als 37.000 Visa für Privatreisen erteilt, erfährt die Lokalredaktion vom Volkspolizeikreisamt. Wegen des riesigen Andrangs wurden sie teilweise direkt in den Großbetrieben ausgegeben.
Doch die Leute wollten für die Westreise nicht nur den Stempel im Ausweis, sondern auch...Lesen Sie den ganzen Artikel bei mz-web
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